Um mit einem weitverbreiteten Missverständnis aufzuräumen: Nein, Gestalttherapie hat nichts mit therapeutischem Malen oder Töpfern zu tun. Hier geht es nicht um
Gestalten, sondern um die psychologisch verstandene »Gestalt«: eine in sich geschlossene sinnvolle Wahrnehmung oder Erfahrung.
Wenn meine Klient:innen mich fragen, was Gestaltarbeit (egal ob als Therapie oder Methode des Coachings oder allgemein der Beratung) eigentlich ist, sage ich:
Gestalt unterstützt Menschen dabei, ihr inneres Erleben, ihre Bedürfnisse und die Welt, in der sie leben, bewusst und möglichst ohne Angst oder Vor-Urteile
wahrzunehmen und dadurch (wieder) handlungsfähig zu werden.
Gestalttherapeut:innen arbeiten »phänomenologisch«, also an dem, was offenliegt und wahrnehmbar ist. Wir graben im Gegensatz zur Psychoanalyse (der Mutter jeder Psychotherapie) nicht in den
frühkindlichen Prägungen eines Menschen. Wenn die Vergangenheit zur Sprache kommt, achten wir ausschließlich auf ihre Bedeutung für das Hier und Jetzt. Nicht mehr und nicht weniger.
Die wichtigste Methode ist das Gespräch, das wichtigste Instrument ist die Beziehung zwischen Therapeut:in und Klient:in. Bei uns liegt man nicht auf dem Sofa. Bei uns sitzt man sich gegenüber oder
geht miteinander spazieren – ganz, wie es gerade hilfreich zu sein scheint.
Das beratende Gespräch soll einen sicheren Raum schaffen, in dem es möglich ist, neue Gedanken zu denken und sich auch auf Themen einzulassen, die sich bisher immer bedrohlich und unsicher anfühlten.
In einer Art »Experiment« können dabei spielerisch neue Wege ausprobiert, Worte gesprochen, Ideen ausformuliert werden, die bisher nicht vorstellbar waren.
Wer mehr über Gestaltarbeit, ihre Entstehung und Wirkweise erfahren möchten, sei herzlich verwiesen auf einen Artikel meines Lehrers Erhard Doubrawa. Er findet sich auf der Webseite des
Gestaltinstituts Köln, und zwar hier.